Dies Domini – Zweiter Advent, Lesejahr B
Vor wenigen Tagen war in der FAZ ein Leserbrief zu lesen, der wunderbar zur beginnenden Adventszeit passte:
„Ich lese in der Zeitung ‚Weihnachten ist gerettet‘: Eine wahrhaft frohe Botschaft! Das nach einer Verlautbarung der deutschen Ministerpräsidenten ‚für den familiären und gesellschaftlichen Zusammenhalt besonders wichtige‘ Fest kann gefeiert werden. So werden wir alle im trauten Familienkreis zusammensitzen, Glühwein trinken, Gans oder Pute essen und fröhlich sein. Aber – wie ist das Fest eigentlich entstanden? Geht es auf eine Initiative des Einzelhandels zurück? Der Winzervereinigungen? Der Truthahnzüchter? Der Forstwirtschaft? Der Christstollenbäcker? Der Wintersportindustrie? Ich habe lange gesucht“,
so versichert uns der Verfasser,
„und schreibe diesen Brief, um anderen die Mühe des Nachforschens zu ersparen. Wie mir alte Leute berichtet haben, feiern wir Weihnachten im Gedenken an den Weihnachtsmann, der hoch oben im Norden wohnt und uns dank des rotnasigen Rentiers Rudolph alle Jahre wieder Geschenke bringt.“
Der Verfasser, Ruhestandsgeistlicher und –lehrer, weiß, wovon er spricht. Ganz anders ist der Ton eines anderen Theologen, der uns mit Teilen des zweiten Petrusbriefes heute vorgelesen wird – er beschreibt die Wiederkunft des Herrn eindringlich:
„Dann werden die Himmel mit Geprassel vergehen, die Elemente sich in Feuer auflösen und die Erde und die Werke auf ihr wird man nicht mehr finden.“ (2 Petr 3,10)
Und er fährt fort:
„An jenem Tag werden die Himmel in Flammen aufgehen und die Elemente im Feuer zerschmelzen.“ (2 Petr 3,12)
Daraus zieht der Autor dann die Folgerung und Forderung eines notwendig heiligmäßigen Lebens:
„Deswegen Geliebte, die Ihr dies erwartet, bemüht Euch darum, von ihm ohne Makel und Fehler in Frieden angetroffen zu werden.“ (2 Petr 3,14)
Ein größerer Kontrast ist kaum vorstellbar zwischen der Schilderung des baldigen Weltendes durch die Wiederkehr Jesu, des auferstandenen Christus und der glühweinseligen Advents- und Weihnachtsfeierzeit, die wir daraus gemacht haben, während viele unserer Zeitgenossen wohl wirklich keinen rechten Bezug mehr zu einem göttlichen Erlöser haben, der da angeblich in einer Krippe vor zweitausend Jahren auf die Welt gekommen sein soll.
Wer ist nicht schon alles gegen eine Biedermeier-Idylle mit Tannenbaum und Mandelkern am Heiligen Abend zu Felde gezogen und hat gegen „Stille Nacht“ gewettert und geschimpft. Was hat es genutzt? Ich bin ja nicht so sicher, dass nur die fehlerfreien und makellosen, die 100 % Christen Weihnachten feiern dürfen. Natürlich lassen sich Bibelstellen gegen die Lauen und Halben anführen, aber doch auch sie wohl vom Standpunkt der vollkommen Überzeugten geschrieben. Für uns Sterbliche bleibt ja immer noch der alte Mensch, der seine Gewohnheit und Rituale hat und braucht und wir kennen von uns selbst den Zweifel, die Trägheit und manchmal sogar einen Mangel an Begeisterung. Aber ist das denn nicht besser als nichts? Lieber einmal im Jahr an Weihnachten in die Kirche als nie? Lieber einmal im Familienkreis friedlich zusammengesessen und Glühwein mit Heringssalat und Würstchen als immer nur Smartphone und Fastfood? Das Makellose und Vollkommene ist ein hehres Ideal, nachdem wir streben sollen, aber mit Heiligen ist alltags schlecht Kirschen essen, von Kirschkern-Weitspucken mal ganz abgesehen.
Deswegen können wir doch ohne schlechtes Gewissen Weihnachten feiern, auch wenn wir die Geduld des Herrn mit uns brauchen. Er will ja nicht, dass jemand zugrunde geht.
Ihnen besinnliche Adventstage
Ihre Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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